
Ob wir ständig unter Strom stehen oder mit Stress vernünftig umgehen können, hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit von Magnesium und B-Vitaminen im Körper ab. Sind sie nicht ausreichend vorhanden, kann der Körper die Flut an Stresshormonen nicht stoppen und das System nicht wieder auf Normalbetrieb herunterfahren.
Von Dr. phil. Doris Steiner-Ehrenberger
Unser Stress-System macht uns überlebensfähig. Es steuert hormonelle Signalketten vom Gehirn zum Körper und wieder zurück und überwacht alle lebenswichtigen Prozesse. Es treibt uns zu Höchstleistungen an und schenkt uns die nötige Energie dafür. Stress hat aber auch eine Schattenseite. Chronischer Stress kann überreizen und langfristig erschöpfen, ein Schock kann es überreagieren lassen. Damit wir gesund und ausgeglichen sein können, sollte unser autonomes Nervensystem nur zu 20 Prozent im Stressmodus und die übrigen 80 Prozent von 24 Stunden im Entspannungsmodus sein. Der genau umgekehrte Fall ist aber heute keine Seltenheit. Damit kommt auch alles zu kurz, was nur in Ruhe möglich ist, wenn nicht der aktive Sympathikus, sondern der entspannte Parasympathikus regiert: Aus der Ruhe Kraft erzeugen, Energiereserven aufbauen, sich regenerieren, reparieren, eine gute Durchblutung, Verdauung und Immunkraft.WAS DAUERSTRESS AUSLÖST
Mit kurzen Stressphasen kann der Körper an sich gut umgehen, weil er dafür recht gut ausgestattet ist. Doch wenn sie lange dauern und heftig sind, kann ein Zuviel an Stresshormonen zum Problem werden. Denn es kommt zu großen Herausforderungen. Um die Energieversorgung des Körpers weiter sicher zu stellen, setzt der Körper ein Notprogramm in Gang. Stressbotenstoffe regen den Körper dazu an, mehr Energie in Form von Fettsäuren und Glukose aus den Vorräten abzurufen. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel und um Fettsäuren und Glukose zu verarbeiten, muss die Leber mehr LDL-Cholesterin produzieren. Die Triglyceride bleiben durch Stress länger im Blut. Der Zucker kann nur anaerob verbrannt werden, wodurch der Körper übersäuert. Durch Stresshormone werden die Gefäße enger gestellt und der obere Blutdruckwert steigt an.DIE LANGFRISTIGEN FOLGEN
Statt das Übermaß schnell verfügbarer Energie im Blut durch Bewegung abzubauen – sie sollte uns ursprünglich für Flucht oder Kampf zur Verfügung stehen – macht uns das Überangebot dick und anfällig für Gefäßablagerungen und Bluthochdruck. Stressbedingt kann sich eine chronische Entzündung manifestieren, ohne dass dazu ein Keim oder eine Infektion notwendig wäre. Die stressbedingte Entzündung ist ein steter und allgegenwärtiger Aggressionsherd im Körper, der jedes Gewebe und besonders die Wände von Arterien angreifen kann – mit ernsthaften Folgen wie Gefäßverengung, Angina Pectoris, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Aber damit nicht genug. Bei allen chronischen Entzündungen wird die Aminosäure Tryptophan zu Kynurenin abgebaut, wodurch Serotonin, das durch den Stress ohnehin schon vermindert bereitgestellt wird, noch mehr abfällt. Serotoninmangel verursacht jedoch Depressionen und Schlafprobleme, nicht zuletzt, weil das Schlafhormon Melatonin aus Serotonin aufgebaut werden sollte. Anstatt die Stressreaktion wie bei Gesunden nach und nach abzubremsen, blockiert Cortisol die körpereigenen Abwehrreaktionen und schwächt damit den Organismus. Kynurenin hemmt deutlich die TH1-Immunantworten, wodurch die Infektanfälligkeit stark erhöht wird. Hört der Stress nicht auf, greift der Körper so lange auf seine Reserven zurück, bis sein Limit erreicht ist. Schließlich fällt der Cortisolspiegel ab, weil die dafür nötigen Ausgangsstoffe verbraucht sind. Dann ist der endgültige Zustand eines Burn-Outs erreicht.DIE ROLLE VON MAGNESIUM STRESSGESCHEHEN
In fordernden Zeiten wird deutlich mehr Magnesium benötigt. Schon mäßige mentale Beanspruchung, Aufregung, Stress oder Hektik bewirken – genauso wie Sport – sehr starken Magnesiumausstrom aus den Gewe¬ben ins Blut, da der Körper für Flucht oder Kampf gerüstet sein soll. Bei großer Angst und sehr hoher mentaler Belastung wird Magnesium aber regelrecht aus dem Blut getrieben. Wie übrigens auch bei Mangel am Spurenelement Bor, verliert der Körper Magnesium über die Niere und es findet eine Magnesium-Umverteilung in Richtung Organe statt, wie etwa zum Herzen. Im Blut ist dann praktisch kein Magnesium mehr übrig und da der Bedarf natürlich weiter geht, muss es ganz dringend nachgeliefert werden, damit die Anspannung überhaupt wieder aufhören kann. Magnesium gilt nicht umsonst als „Anti- Stress-Mineral“, reguliert es doch erst die Freisetzung von Stresshormonen.